KI im Projektmanagement: Was heute schon funktioniert und was morgen möglich ist
Erkenntnisse aus dem Webinar "Projektmanagement-Lifehacks" #11 von Better Project Training

Was heute schon funktioniert
Bereits heute unterstützen KI-Tools zahlreiche Arbeitsschritte im Projektalltag – meist unauffällig, aber mit spürbarer Wirkung auf Effizienz und Qualität:
Text, Kommunikation und Dokumentation
- Protokolle und Zusammenfassungen: Gespräche können aufgezeichnet, automatisch transkribiert und mit Hilfe von Tools wie ChatGPT zu strukturierten Besprechungsprotokollen verarbeitet werden. Das reduziert den Dokumentationsaufwand erheblich.
- E-Mail-Kommunikation: KI hilft, Tonalität und Stil anzupassen. Eine emotionale oder unklare Mail wird durch DeepL Write in eine sachlich-freundliche Form gebracht, ohne die Aussage zu verändern.
- Übersetzungen mit Fachwortlisten: Die Pro-Version von DeepL ermöglicht eigene Terminologie Listen, wodurch konsistente Fachübersetzungen (z. B. für IPMA-Terminologie) entstehen.
- Lernvideos und interne Kommunikation: Mit Tools wie Synthesia lassen sich Schulungsvideos mit synthetischen Avataren erstellen. Bei Better Project Training wird diese Technologie klar gekennzeichnet und zur digitalen Lernbegleitung eingesetzt.
Fachliche Anwendung im Projektmanagement
- Automatische Prozessmodelle: Erste Versuche zeigen, dass KI aus Fließtexten BPMN-Diagramme erzeugen kann – eine enorme Zeitersparnis bei der Anforderungsanalyse.
- Risikobetrachtung: Auf Basis von Projektsteckbriefen lassen sich mit KI potenzielle Risiken identifizieren und als Inspiration für Workshops nutzen.
- Textanalyse: KI kann Kapitel von Reports prüfen, auf Logik, Vollständigkeit und fachliche Terminologie hin.

Datenschutz und rechtssichere Nutzung
Ein zentraler Punkt in der Diskussion war der Datenschutz.
KI-Systeme sind nur dann ein Gewinn, wenn sie verantwortungsvoll und konform mit der DSGVO genutzt werden.
Grundregeln für den sicheren Einsatz
- Keine personenbezogenen Daten in öffentliche KI-Systeme eingeben (keine Namen, Adressen, Firmen, E-Mails).
- Nur kostenpflichtige, datenschutzkonforme Varianten nutzen, bei denen die Datenverarbeitung vertraglich geregelt ist (z. B. DeepL Pro oder lokale Modellinstanzen).
- Texte pseudonymisieren: „Thomas sagte …“ ist besser als „Thomas Müller von Firma X sagte …“.
- Transkripte und Rohdaten regelmäßig löschen, sobald der Bericht oder das Protokoll erstellt ist.
- Verantwortung bleibt beim Menschen. KI liefert Vorschläge, aber keine rechtsverbindlichen Ergebnisse.
In allen KI-basierten Anwendungen sollte bewusst auf personenbezogene Daten verzichtet werden. Inhalte werden ausschließlich zur strukturellen und sprachlichen Verbesserung verarbeitet, nicht zur Interpretation oder Bewertung.
Das Plakat "Projektmanagement-Werkzeugkasten" von Better Project Training als Basis für die Zukunft

Bei der Durchsicht des Plakats „Projektmanagement-Werkzeugkasten“ von Better Project Training konnten die methodische Grundlage für die Weiterentwicklung KI-gestützter Funktionen herausgearbeitet werden. Das betrifft alle dort dargestellten Kompetenzbereiche der IPMA-Struktur – von Kontext- über Methoden- bis zu persönlichen Kompetenzen. Auf dieser Basis lässt sich der gezielte Einsatz von KI planen:
Kontextkompetenzen
- Business Case & Nutzenbewertung: KI kann künftig helfen, Nutzenargumente zu formulieren, Kennzahlen vorzuschlagen und den erwarteten Mehrwert zu quantifizieren.
- Projektmanagement-Handbuch: Eine firmeninterne, trainierte KI („Haus-KI“) könnte künftig organisationsspezifische Projektvorlagen, Rollenbeschreibungen und Workflows vorschlagen.
- Schnittstellenanalyse: KI erkennt Muster aus früheren Projekten und hilft, Stakeholder und interne Abhängigkeiten systematisch zu erfassen.
Methodenkompetenzen
- Projektstruktur- und Phasenplanung: KI kann Varianten eines PSP (objekt- oder funktionsorientiert) erzeugen und auf Lücken hinweisen.
- Risikomanagement: KI erkennt wiederkehrende Risikomuster und liefert qualitative Beschreibungen in der korrekten IPMA-Notation.
- Aufwandsschätzung: Mit sauberen Plan-/Ist-Daten verbessert KI die Prognosegenauigkeit und unterstützt bei der Portfolio-Steuerung.
Persönliche und soziale Kompetenzen
- Gesprächsvorbereitung: KI kann Gesprächsleitfäden oder Fragebögen für schwierige Situationen entwerfen – z. B. bei Konflikten, Motivationsgesprächen oder Reviews.
- Team-Motivation: KI kann aus Beschreibungen von Teams Anregungen für geeignete Motivationsstrategien liefern.
- Reflexion: Durch gezieltes Prompting („Welche Fragen sollte ich mir stellen, um die Situation besser zu verstehen?“) wird Selbstreflexion strukturiert unterstützt.

Konrad und Elena – zwei spezialisierte KI-Assistenten von Better Project Training
Ein KI-Assistent, der auf Basis des IPMA®-Standards trainiert ist.
Er hilft beim Schreiben und Überarbeiten der schriftlichen Prüfungsleistung („Report“) für die Level-D-Zertifizierung, indem er Struktur, Vollständigkeit und Fachbezug prüft.
Konrad erstellt keine Texte, sondern gibt inhaltlich geprüfte Rückmeldungen, z. B.:
- „Das Kapitel ist logisch aufgebaut, aber die Risikoanalyse fehlt.“
- „Hier wäre ein Bezug zu Stakeholdern sinnvoll.“
Darüber hinaus generiert er realitätsnahe Übungsfragen zu den Kompetenzelementen.
Elena
Elena ist das Pendant für die höheren Zertifizierungsstufen Level C bis B.
Sie arbeitet mit erweiterten Kompetenzmodellen, unterstützt bei der Reflexion komplexer Projektbeispiele und liefert Musterfragen sowie Strukturvorschläge.
Beide Assistenten basieren technisch auf GPT-Technologie, sind aber auf IPMA-Inhalte und BPT-Materialien trainiert, mit Genehmigung der Verlage und strikter Trennung personenbezogener Daten.

KI-gestütztes Multiprojektmanagement als strategischer Wettbewerbsvorteil
Die größte Hebelwirkung von Künstlicher Intelligenz im Projektmanagement entsteht dort, wo viele Projekte gleichzeitig laufen, also im Multiprojekt- und Portfoliomanagement. Hier entscheidet sich, ob Unternehmen handlungsfähig bleiben oder in Abstimmungsrunden und Excel-Schleifen erstarren (Siehe Bericht von unserem Projektmanagement-Meetup #3)
KI kann heute Daten über Projekte hinweg vernetzen, Muster erkennen und Handlungsempfehlungen ableiten:
- Welche Projekte geraten ins Stocken?
- Welche Ressourcen sind überlastet?
- Welche Vorhaben bringen den höchsten Nutzen?
Damit liefert sie wertvolle Transparenz, aber nur, wenn die Grundlagen stimmen.
Die Voraussetzung: Standardisierung und Professionalität
KI ist kein Ersatz für Projektmanagement, sondern ein Verstärker. Sie macht gute Strukturen besser, und schlechte sichtbar. Der Satz gilt in voller Härte:
„Shit in, shit out.“
Ohne klare Prozesse, saubere Daten und professionell ausgebildete Projektmanager bleibt jede KI-Lösung blind.
Fehlende Standards, unklare Rollen und unvollständige Projektdaten führen dazu, dass Entscheidungen auf falschen Annahmen beruhen – nur eben schneller und automatisiert.
Voraussetzungen für den Einsatz von KI im Multiprojektmanagement:
- Definierte Prozesse: von der Projektidee bis zum Abschlussbericht, mit verbindlichen Gateways und Verantwortlichkeiten.
- Standardisierte Datenstrukturen: einheitliche Projektsteckbriefe, PSP-Logiken, Statusberichte und Risikokategorien.
- Ausgebildete Projektmanager:innen: die verstehen, wie Aufwand, Dauer, Risiko und Nutzen systematisch erfasst und bewertet werden.
- Disziplinierte Pflege: Projektdaten müssen regelmäßig und konsistent aktualisiert werden, sonst entsteht ein falsches Bild.
Nur so kann KI belastbare Analysen erstellen und echte Mehrwerte liefern.
Vom Bericht zur Steuerung
In professionellen Organisationen kann KI auf dieser Basis das Multiprojektmanagement deutlich weiterentwickeln:
- Risikofrüherkennung über alle Projekte hinweg: KI erkennt Muster aus vergangenen Verzögerungen, Lieferengpässen oder Budgetabweichungen.
- Ressourcenprognosen: Engpässe in Teams oder Fachbereichen werden früh sichtbar, bevor sie den Zeitplan gefährden.
- Aufwand- und Dauerschätzungen: Historische Plan-/Ist-Vergleiche verbessern künftige Kalkulationen.
- Priorisierung und Nutzensteuerung: KI hilft, Projekte nach Wirkung und strategischem Beitrag zu bewerten – nicht nur nach Lautstärke.
So wird aus reaktiver Verwaltung aktive Steuerung des Projektportfolios.
KI unterstützt Führungskräfte, Entscheidungen auf Grundlage objektiver Daten zu treffen – schnell, nachvollziehbar und faktenbasiert.
Geschwindigkeit als Schlüsselkompetenz
Im globalen Vergleich wird Geschwindigkeit zunehmend zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Während andere Wirtschaftsräume Projekte iterativ und datengetrieben vorantreiben, verlieren viele europäische Unternehmen Zeit in Gremien, Freigaben und unklaren Verantwortlichkeiten. Das eigentliche Risiko ist daher nicht technischer, sondern organisatorischer Natur.
Wer seine Projektlandschaft nicht standardisiert und professionalisiert, vergibt entscheidende Vorteile: langsameres Lernen, spätere Marktanpassung, höhere Koordinationskosten.
Unternehmen, die hingegen heute
- Prozesse klar definieren,
- Projektmanagement professionalisieren und
- eine konsistente Datenbasis schaffen,
werden morgen in der Lage sein, KI-gestützt ihre gesamte Projektlandschaft zu steuern: schneller, präziser und resilienter als ihre Wettbewerber.
Fazit
SAVE THE DATE

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