Leistungsfähige Projektteams trotz Widerständen aufstellen

Zwischen Expertise und Engagement: Leistungsfähige Projektteams trotz Widerständen aufstellen

Erkenntnisse aus dem Webinar Projektmanagement-Lifehacks #12 am 07.11.2025 von Better Project Training

In vielen Projekten stehen Projektleitende vor einer besonderen Herausforderung: Sie verfügen über hochqualifizierte Fachexperten, die für den Projekterfolg unverzichtbar sind. Gleichzeitig zeigen einige dieser Expert:innen ausgeprägte Skepsis gegenüber Veränderung, geringe Motivation oder sogar offene Blockadehaltung. Dieses Spannungsfeld zwischen fachlicher Exzellenz und fehlender Veränderungsbereitschaft ist kein Einzelfall, sondern in zahlreichen Transformations- und Digitalisierungsinitiativen zu beobachten.

In diesem Artikel beleuchten wir die Ursachen solcher Widerstände, zeigen Lösungswege auf und geben praxisorientierte Empfehlungen für eine teamorientierte, transparente und führungsstarke Gestaltung von Projektteams.

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Ausgangslage: Fachlichkeit trifft Veränderungsresistenz

Kompetente Teammitglieder sind in klassischen wie in agilen Projektstrukturen entscheidend für den Projekterfolg. Sie liefern das notwendige Wissen, um Entscheidungen fundiert zu treffen, Risiken frühzeitig zu erkennen und qualitativ hochwertige Ergebnisse zu entwickeln.
Doch Fachwissen allein garantiert noch keine Produktivität. Typische Symptome in Teams, in denen Expertise auf geringe Gestaltungsbereitschaft trifft, sind unter anderem:

  • Endlose technische Detaildiskussionen ohne Beschlussfähigkeit
  • Ablehnung neuer Arbeitsweisen oder Tools
  • „Dienst nach Vorschrift“
  • Termin- und Ergebnisverzögerungen durch Priorisierung des Tagesgeschäfts
  • Informationszurückhaltung
  • Verantwortungsdiffusion („Dafür bin ich nicht zuständig“)

Projektleitende stehen somit vor der Frage: Wie kann man trotz solcher Herausforderungen ein produktives Team formen?

Ursachenanalyse: Widerstände sind kein Zufall

Widerstand entsteht selten aus Unwillen oder Bösartigkeit. Häufige Ursachen sind:

  • Unklare Rollen und Erwartungen
  • Fehlende Macht- und Ressourcenbasis der Projektleitung (z. B. in Matrixorganisationen)
  • Starke Identifikation mit Linienaufgaben statt Projektzielen
  • Fehlende Zukunftsbilder, Nutzenargumente oder Beteiligungsmöglichkeiten
  • Persönliche Veränderungsängste (Kompetenzverlust, Status, Sicherheit)
  • Ungünstige Teamzusammensetzung ohne ergänzende Verhaltensprofile

Widerstand ist also ein Hinweis auf strukturelle oder organisatorische Engpässe – kein persönliches Fehlverhalten.

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Erfolgsfaktor Teamzusammenstellung: Fachwissen allein genügt nicht

Moderne Projekte benötigen nicht nur tiefes Fachwissen, sondern leistungsfähige, divers aufgestellte Teams, die methodisch und sozial handlungsfähig sind. Alfred Oswald beschreibt dies als Hochleistungsteams, die zwei Ebenen meistern:

Dimension Fokus Beispielkompetenzen
Expertise Wissen & Erfahrung Fachwissen, Methodenbeherrschung
Ambiguitätstoleranz & Kooperation Zusammenarbeit & Anpassungsfähigkeit Konfliktfähigkeit, Motivation, Lernbereitschaft, Ergebnisverantwortung

Ein ausgewogenes Verhältnis aus Umsetzern, Innovatoren, Analytikern und Moderatoren ist entscheidend. Die Personalauswahl sollte daher nicht nur auf Lebensläufen basieren, sondern auch Verhaltens-, Rollen- und Teamprofile berücksichtigen (z. B. Belbin, TMS, Big Five, DISC).

Praxisempfehlungen für Projektleitende

1. Struktur schaffen

  • Klare Arbeitsaufträge definieren, inklusive Ergebnistypen, Abnahme- und Qualitätskriterien
  • Verbindliche Rollenklärung: Wer entscheidet, wer liefert, wer berät?
  • Commitment statt Zuweisung – Termine und Aufwände gemeinsam planen

2. Führung ohne Weisungsbefugnis

  • Stakeholder früh einbinden
  • Erwartungen bilateral klären
  • Ergebnisse sichtbar machen: Transparenz schafft Verbindlichkeit
  • Kommunikationsregeln definieren („Klärung statt Rechtfertigung“)

3. Umgang mit Widerständen

  • Nicht gegen Widerstand argumentieren, sondern Interessen klären
  • Fragen wie: „Was brauchen Sie, damit Sie das unterstützen können?“
  • Nutzen klar herausarbeiten (Time-to-Benefit)
  • Möglichkeitsräume statt Endbilder kommunizieren

4. Unterstützung sichern

  • Top-Management-Sponsoring aktiv einfordern
  • Machtpromotor:innen identifizieren
  • Ressourcen schriftlich fixieren
Fazit

Die wirksame Zusammenstellung eines Projektteams ist kein reines Besetzungsproblem, sondern ein strategischer Führungsprozess. Fachliche Kompetenz ist Voraussetzung, jedoch nicht hinreichend. Erst mit Motivation, Verbindlichkeit, Veränderungsbereitschaft und klarer Führung entsteht ein Team, das Ergebnisse liefert und Transformation trägt.

Wer es schafft, Fachwissen und Engagement auszubalancieren, legt den Grundstein für nachhaltige Projekterfolge.

Das Plakat "Projektmanagement-Werkzeugkasten" von Better Project Training als Basis für unsere Projektmanagement-Lifehacks-Sessions

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Die praxisnahen Tipps und Impulse aus unseren Lifehacks bauen direkt auf den zentralen Werkzeugen und Methoden des Werkzeugkastens auf. So könnt ihr nicht nur die Theorie verstehen, sondern sie auch sofort im Projektalltag anwenden, egal ob in klassischen, agilen oder hybriden Projekten.

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